16. Juni 2015

14.06.2015, Forum am Schlosspark, Ludwigsburg

In Ludwigsburg finden derzeit die alljährlichen Schlossfestspiele statt. Unter dem Motto "Grenzgänge" trat Rufus Wainwright vergangenen Sonntag zusammen mit der Opernsängerin Angelika Kirchschlager auf. Kirchschlager ist ein bekennender Fan von Rufus, und auch Rufus bewundert sie. Der gemeinsame Auftritt war dann auch von gegenseitigem Respekt und Herzlichkeit geprägt.

Wie der Intendant der Festspiele in seiner Einführung vor dem Konzert sagte, ging es bei dem Konzert um einen Rollentausch. Jeder der beiden Künstler würde sich des Repertoires des anderen annehmen, dabei aber seine eigene Identität wahren. Er schaffte es recht gut, dem Publikum nahezubringen, dass es sich bei Rufus nicht um einen gewöhnlichen Popkünstler handelt. Er erzählte auch, dass er beim vorabendlichen gemeinsamen Essen von Rufus' Wissen über die verschiedensten Komponisten beeindruckt war.

Nun würde so ein Projekt mit einem gewöhnlichen Popkünstler und dessen Repertoire wohl auch nicht funktionieren.

Kirchschlager, die neben Opernrollen auch gerne klassische Lieder singt, eröffnete das Konzert mit Rufus' Songzyklus "All Days Are Nights: Songs for Lulu". Dieser hat ja mehr mit klassischen Liedern gemeinsam als mit gewöhnlichen Popsongs. Begleitet wurde sie von einer klassischen Pianistin. Es war schon faszinierend, diese Lieder, die Rufus' sechstes Studioalbum bilden, in so einer klassischen Inszenierung zu hören. Sowohl Kirchschlager als auch Rufus, der ihrem Auftritt im Publikum lauschte und anschließend auf die Bühne kam, wurden reichlich mit Applaus belohnt.

Nach einer kurzen Pause hatte Rufus seinen großen Auftritt. Er war sichtlich nervös, als er die Bühne betrat und Mikrofon- und Notenständer zurechtrückte. Schließlich würde er gleich den Liederzyklus "Les nuits d'été" von Hector Berlioz singen. Auch er wurde von besagter Pianistin begleitet. Für mich als Klassiklaie hat er seine Aufgabe gut gemeistert. Er klang glaubwürdig und authentisch. Das Publikum dankte es ihm mit frenetischem Applaus.

Danach ging es gemeinsam etwas lockerer weiter, unter anderem mit Liedern von Kurt Weill und Rogers & Hammerstein, darunter auch ein deutschsprachiges Lied. Das Publikum war amüsiert von Rufus' Mühe mit dem deutschen Text. Zwischendurch setzter er sich auch mal ans Klavier und sang "The Art Teacher". Auch beim gemeinsamen "Hallelujah" zum Abschluss saß er natürlich am Klavier.

Überhaupt hat Rufus - ganz er selbst - das Ludwigsburger Publikum mit seinem Charme und Humor bezirzt. Er ließ es sich auch nicht nehmen, seinen deutschen Ehemann zu erwähnen und die Tatsache, dass dessen Eltern im Publikum saßen.

Wer nun neugierig geworden ist, hat am 5. Juli in Wien noch die Möglichkeit, Angelika Kirchschlager und Rufus Wainwright zusammen auf der Bühne zu erleben.

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