29. April 2012

25.04.2012, Universität der Künste Konzertsaal, Berlin

Als die Band schließlich um 21h auf die Bühne kam, war diese nur von ein paar Windlichtern beleuchtet. Kurz darauf wurde der beinahe dunkle Raum von einer atemberaubenden Stimme durchdrungen. Rufus startete das Konzert mit Candles, einer Art Abschiedssong an seine Mutter.

Danach ging es gut gelaunt - und natürlich weniger spärlich beleuchtet - mit den neuen Songs weiter. Dazwischengestreut gab es auch alte Songs, wie zum Beispiel The One You Love, das er dem kürzlich verstorbenen Levon Helm widmete, der auf der Studioaufnahme des Songs zu hören ist. Neben allen zwölf Songs des neuen Albums wurden acht alte Songs gespielt. One Man Guy, ursprünglich ein Song seines Vaters und von Rufus auf dem Poses-Album gecovert, teilte sich Rufus mit Teddy Thompson und Backgroundsängerin Charysse.

Rufus sprühte vor Charme und Witz. Er übte sich in der Aussprache des Wortes "Eichhörnchen" und des Namens seines deutschen Verlobten, Jörn Weisbrodt. Beides amüsierte das Publikum prächtig. Er sinnierte auch darüber, vielleicht einmal ein Album mit seinen "Possible Greatest Hits" herauszugeben. Überhaupt hat dieser Mann ein Charisma, das einem warm ums Herz werden lässt.

Zischendurch gab Rufus das Rampenlicht an Teddy und Krystle Warren, die zweite Backgroundsängerin, ab. Sie sangen jeweils einen Song von Rufus Mutter Kate. Später spielte Rufus auch noch einen Song seiner Mutter am Klavier.

14th Street endete damit, dass zuerst Rufus die Bühne verließ und dann ein Bandmitglied nach dem anderen. Erfreulicherweise ließ man sich nicht lange bitten, für die Zugaben zurückzukommen. Schließlich verbeugte sich die Band und verließ abermals die Bühne. Rufus winkte dem Publikum zu und verschickte mit der Hand Küsse. Doch das war dann doch noch nicht alles. Unter tosendem Applaus kam Rufus alleine nochmal zurück, setzte sich ans Klavier und spielte Poses. Das traumhafte Ende eines wundervollen Abends - um 23h.

9. April 2012

Sonnet 20

Zum ersten Mal vertonte Rufus Wainwright ein Sonett von William Shakespeare für ein 2002 erschienenes Album namens When Love Speaks, auf dem hauptsächlich gesprochene, aber auch gesungene Shakespeare-Sonette zu hören sind.

Ob dieses Werk dazu beitrug, dass er 2009 vom Berliner Ensemble beauftragt wurde, für ein Theaterstück des bekannten Regisseurs Robert Wilson die Musik zu schreiben, scheint nicht überliefert zu sein. Das damals vertonte Sonett 29 gehört jedenfalls zu den 25 Shakespeare-Sonetten, die Wilson in seinem Theaterstück verwendete und für deren Vertonung Wainwright verantwortlich zeichnet.

Wainwright war damals gerade dabei, seine Oper auf die Bühne zu bringen, die im selben Jahr in Manchester uraufgeführt wurde, und sah das Engagement am Berliner Ensemble als willkommene Gelegenheit, vorher noch Erfahrung mit einem anderen Bühnenstück zu sammeln.

Sonnet 20 (A Woman's Face) ist ein weiteres der 25 von insgesamt 154 Shakespeare-Sonetten, die ihren Einzug in Wilsons Stück fanden. Und es ist eines von drei dieser Sonette, die Wainwright später für sein Album All Days Are Nights aufnahm. Wie alle Songs auf dem Album, weist auch Sonnet 20 reine Klavierbegleitung auf. Die liebliche Melodie und die minimalistische Klavierbegleitung dienen exzellent dem Zweck, den Worten Shakespeares Flügel zu verleihen.

Sonnet 20 (englisch)
Sonett 20 (deutsche Übersetzung)