30. Dezember 2012

Cigarettes And Chocolate Milk

Dieser - schon kurz in meinem Einführungspost erwähnte - Song ist einer der bekanntesten von Rufus Wainwright. Und er ist ein guter Einstieg in seine Musik. Er bietet vieles von dem, was seine Musik so einzigartig macht. Seine Stimme klingt episch, die Klavierbegleitung ist verspielt, die Studioversion weist grandiose Orchestrierungen auf und der Text ist sehr persönlich.

Es geht um Sucht, um eine Suchtpersönlichkeit. Das nicht mehr aufhören können, das harmlose, aber auch gefährliche Dinge betrifft. Rufus hat umfangreiche Bekanntschaft mit der Sucht gemacht. Er versuchte zuweilen, seinen psychischen Schmerz - ausgelöst von einem traumatischen Erlebnis - mit harten Drogen zu therapieren. Die gefährlichen Seelentröster kosteten ihn kurzzeitig sein Augenlicht. Daraufhin begab er sich in richtige Therapie - mit der Hilfe von Elton John, der ihm ein Jahr nach erfolgreicher Therapie einen einzeln angefertigten Ring schenkte.

Cigarettes And Chocolate Milk ist einer von vielen Songs, die zeigen, was für ein fantastischer Beobachter Rufus Wainwright ist. Eine seiner Stärken ist es, die Dinge zu beschreiben, wie sie nunmal sind.

http://www.youtube.com/watch?v=mmo6fHn--DY

8. Dezember 2012

Eine besondere Begegnung

Wir waren nur so ca. zehn bis zwölf Leute, die den Weg zum Bühnenausgang der Laeiszhalle fanden. Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis wir Rufus hinter der offenen Tür erblickten. Er sah zu uns raus und verschwand. Ein paar Minuten später tauchte er wieder auf, mit einem Stift in der Hand und dem süßesten und strahlendsten Lächeln im Gesicht, das die Welt je gesehen hat. Er sagte "hi" und fing an, Autogramme zu schreiben und für Fotos zu posieren. Berührungsängste schienen ihm fremd zu sein. Er schüttelte jedem zur Begrüßung die Hand und ließ sich umarmen. Er wirkte äußerst interessiert und aufmerksam und entspannt, seine blauen Augen schauten sich wach um.

Nicht überraschenderweise kam so ziemlich jeder vor mir zum Zug, obwohl ich mich mutig im Vordergrund hielt und auf meine Chance wartete. Rufus hätte mich stille Person leicht übersehen können. Doch plötzlich stand er vor mir, schaute mich an und streckte mir seine Hand entgegen. Ich nahm seine Hand und setzte dann zu einer Umarmung an. Er beugte sich zu mir herunter und ich konnte nicht widerstehen und küsste ihn auf die Wange. Dann kümmerte er sich ganz von sich aus darum, dass ich ein Foto mit ihm bekam. Einer meiner Freunde machte es und schickte es mir später. Rufus signierte noch mein Ticket und nahm den Umschlag entgegen, den ich für ihn vorbereitet hatte.

Schließlich verschwand er in die Nacht und ließ mein Herz überwältigt zurück.

4. Dezember 2012

28.11.2012, Laeiszhalle, Hamburg

Es war bereits 22:15 Uhr, als Rufus Wainwright nach zwei Voracts - Krystle Warren und Adam Cohen - die Bühne betrat. Wieder war diese anfangs nur von Kerzen beleuchtet und ein feierliches Candles läutete die Show ein - natürlich a cappella. Was für ein besonderer Genuss. Das Konzert war ebenso abwechslungsreich wie das in Berlin. Teddy und Krystle sangen wieder eindrucksvoll ihre Kate-Songs. Bei One Man Guy übertrafen sich Rufus, Teddy und Charysse wieder gegenseitig. Und Rufus sang einen Judy-Garland-Song, The Man That Got Away. Eindrucksvoll.

Ein paar Songs wurden ausgetauscht. Besonders freute ich mich über Grey Gardens und Cigarettes And Chocolate Milk. Adam Cohen durfte nochmal wiederkommen und die Band sang gemeinsam Everybody Knows von Papa Leonard Cohen.

Rufus erzählte, dass sein Ehemann Jörn - der in Hamburg geboren wurde - leider nicht da sei, weil er beschäftigt sei. Er gab zu, dass er immernoch nicht mehr als einzelne Worte Deutsch kann (Eichhörnchen und Erwachsener waren unter denen, die er versuchte, auszusprechen), wo doch Jörn so gut Englisch spreche. Er machte auch Werbung für Schwester Martha, die gerade ein neues Album herausgebracht hat, und legte dem Publikum nahe, sie live zu sehen.

Fünf Minuten nach Mitternacht war ein wundervoller Abend schließlich zu Ende. Naja, noch nicht ganz.

3. November 2012

Matinee Idol

River Phoenix war ein sehr talentierter junger Schauspieler und der ältere Bruder von Joaquín Phoenix. Er starb 1993 im Alter von nur 23 Jahren an einem Drogencocktail. Der junge Rufus hatte ihn in dem Film My Private Idaho gesehen und schwärmte von ihm.

Rufus schrieb Matinee Idol über River und seinen Tod. Der Song klingt sehr verspielt, die Studioversion hat gar etwas cabarethaftes. Passend für einen Song über einen Filmstar.

http://www.youtube.com/watch?v=Aw8VEsUMutM

Matinee Idol - Rufus Wainwright

29. September 2012

Rufus und die Medien

Es gibt Journalisten, die bringen es fertig, Rufus Wainwright als selbstverliebte Diva darzustellen. Ich habe den Verdacht, dass da eine ordentliche Portion Zynismus dahintersteckt. Nun gibt es so einiges auf der Welt, das bei einem kritischen, sensiblen Beobachter zurecht Zynismus heraufbeschwört. Rufus Wainwright gehört nicht dazu.

Die wahren Diven des Showbiz beantworten heutzutage keine Frage mehr, ohne dass diese vorab übermittelt, vom Management geprüft, die Antwort mit dem Management abgesprochen und am besten noch von einem Anwalt abgesegnet wurde. Und wehe, ein Interviewer weicht mal ein wenig vom Schema ab. Dann ist sofort Schluss.

Im Gegensatz dazu ist Wainwright jemand, mit dem man sich normal unterhalten kann. Er ist offen und ehrlich und man muss ihm nicht alles aus der Nase ziehen. Man wirft ihm allenfalls ein paar Stichworte hin und erhält intelligente, ausführliche, interessante Antworten, in denen auch der Humor nicht zu kurz kommt. Er erzählt bereitwillig, was es Neues gibt. Dafür treffen sich die Interviewer doch mit ihm - und profitieren von seiner Redseligkeit.

Man sollte meinen, Rufus ist geradezu der Traum aller Interviewer. Natürlich nur, wenn diese ehrlich an ihm interessiert sind. Ansonsten sollen sie lieber dümmliche Popsternchen interviewen.

Sicher, Wainwright mangelt es nicht an Selbstbewusstsein. Er weiß, dass er was kann, und macht keinen Hehl daraus. Er soll einmal gesagt haben, das einzige, das schlimmer sei als Arroganz, sei falsche Bescheidenheit. Rufus war gerademal 14 Jahre alt, als er seinen ersten selbstgeschriebenen Song herausbrachte - selbst gesungen in einem kanadischen Jugendfilm - und dafür für den Genie-Award nomminiert wurde. Es heißt, seine Mutter (bekanntermaßen selbst erfolgreiche Musikerin) sei sein größter Fan, aber auch seine größte Kritikerin gewesen. Sie brachte ihm bei, sich selbst realistisch einzuschätzen.

Vielleicht hat es ja auch damit zu tun, dass man in der Scheinwelt des Showbiz jemanden wie Rufus nicht gewohnt ist. Möglicherweise kann sich Mancher - vor allem, wenn er sich einen gewissen zynischen Blick auf die Dinge zu Eigen gemacht hat - nicht vorstellen, dass Wainwright tatsächlich echt ist.

Erfreulicherweise habe ich auch schon den Bericht eines Interviewers lesen dürfen, der beschrieb, wie Wainwright es mühelos schafft, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, in der man das Gefühl hat, keinem Fremden, sondern einem Freund gegenüber zu sitzen.

Für Berufszyniker ist Rufus Wainwright eine selbstverliebte Diva. Für alle anderen einfach herzerfrischend.

Hier ist Teil 1 von 4 eines Interviews im Kulturkaufhaus Dussmann in Berlin:
http://www.youtube.com/watch?v=tks1vK_WbSs

23. August 2012

Alone Together

"Our love is as deep as the sea"

Am 22. November 2010 gab Rufus Wainwright beim Konzert in der Royal Albert Hall in London seine Verlobung mit Jörn Weisbrodt bekannt, bevor er ihm - nicht zum ersten Mal - den Song "Alone Together" widmete.

Zum damaligen Zeitpunkt war es in ihrer Heimat New York gleichgeschlechtlichen Paaren noch gar nicht erlaubt, zu heiraten. Die Verlobung war schlicht ein offizielles Bekenntnis Wainwrights zu seinem Lebensgefährten - zu einem Zeitpunkt, als er wusste, dass er bald Vater werden würde. Jörn sollte in dieser ungewöhnlichen Familie seinen offiziellen Platz haben.

Im Sommer 2011 geschah dann etwas, mit dem nicht viele gerechnet hatten. Gleichgeschlechtliche Ehen wurden in New York legalisiert. Die ersten Eheschließungen fanden ziemlich genau vor einem Jahr statt. Mitte November gab Rufus bei einem Auftritt bekannt, dass er und Jörn sehr bald in New York heiraten würden.

Neun Monate später ist es nun so weit. Rufus und Jörn heiraten heute in ihrem Haus in Montauk auf Long Island, New York.

Möge ihre Liebe für immer so tief wie das Meer bleiben.

Rufus Wainwright - Alone Together (Royal Albert Hall 22 Nov 2010)

1. August 2012

Sometimes You Need

Sometimes You Need ist so etwas wie der Sommersong auf Rufus Wainwrights neuem Album. Aber er ist kein Partysong. Er klingt eher nach einem gedankenverlorenen, etwas weltverdrossenen Abend am Strand. Vor einem das Meer, hinter einem die Lichter der Großstadt und in einem brodeln die Gedanken einsam vor sich hin. Über einem die Sterne - fehlt nur noch ein Fremder, dem man sein Herz ausschütten kann, der zuhört, ein paar verständnisvolle und aufmunternde Worte sagt und dann im Nirgendwo verschwindet.

Sometimes You Need ist unaufdringlich, natürlich, sanft und ausdrucksstark zugleich. Man möchte sich in dieses Lied fallen lassen und die Welt vergessen.

Auf der Studioversion ist Sean Lennon an der Akustikgitarre zu hören. Außerdem gibt es gegen Ende des Songs eine Instrumentalsequenz mit Oboe und Streichern zu hören, die die Stimmung des Songs wunderschön auf den Punkt bringt.

http://www.youtube.com/watch?v=aZ_0l0vlJEk
Sometimes You Need - Out of the Game

22. Juli 2012

Who Are You New York?

Heute war kein gewöhnlicher Sonntag auf Planet Rufus. Denn Rufus Wainwright ist heute 39 Jahre alt geworden. Anstatt viele Worte zu verlieren, lauschen wir lieber andächtig dem Geburtstagskind. Ausgewählt hierfür habe ich einen Song, der mich bis heute sprachlos macht.

Rufus, deine Musik macht diese verrückte Welt bedeutend schöner.

Live im Kulturhaus Dussmann in Berlin

7. Juli 2012

Candles

Candles ist Rufus' Abschiedssong an seine 2010 verstorbene Mutter. Während er auf dem Album Out Of The Game den Abschluss bildet, sorgt er auf der aktuellen Tour als A-Cappella-Version für einen feierlichen Konzertauftakt.

Wie für Kate passend handelt es sich um einen dem Anlass entsprechend getragenen Folksong. Und auf der Studioversion spielt Kates Schwester Anna Akkordeon. Weitere Familienmitglieder bilden den Hintergrundchor: Rufus' Vater Loudon, seine Schwester Martha und Halbschwester Lucy. Ein Dudelsackspieler lässt den fast acht Minuten langen Song ausklingen.

Candles erzählt eine anrührende wahre Geschichte. Als seine Mutter krank war machte es Rufus sich zur Gewohnheit, in Kirchen Kerzen für sie anzuzünden. Kurz nachdem sie gestorben war, versuchte er es in drei verschiedenen Kirchen in New York, doch allen waren die Kerzen ausgegangen. Wenige Wochen später war er in Paris und betrat Notre Dame. In der Kathedrale gelang es ihm schließlich, eine Kerze für Kate anzuzünden. Rufus dachte sich, vielleicht wollte Kate ihre Kerze in einem angemesseneren Gebäude haben, als in irgendeiner kleinen Kirche um die Ecke.

http://www.youtube.com/watch?v=X8KZO1nsFCA
Candles - Out of the Game

30. Juni 2012

Weitere Deutschland-Konzerte

Es gibt zwei weitere Konzerte von Rufus Wainwright in Deutschland, am 28.11.12 in Hamburg und am 05.12.12 in Frankfurt. Ersteres findet in einem wunderschönen Konzerthaus mit festen Sitzplätzen statt, der Laeiszhalle. Letzteres in einem Club mit Stehplätzen. Karten gibt es bei Eventim.

15. Juni 2012

Rufus Does Gum

Rufus Wainwright präsentiert stolz sein neues Projekt. Nach zahlreichen Alben, den Judy-Garland-Konzerten und seiner ersten Oper widmet er sich nun endlich seinem Traumprojekt: Rufus Does Gum. Er bringt die Musik auf die Bühne, die ihn zeitlebens beeinflusst hat und aus ihm den Musiker machte, der er heute ist: Die Musik aus Kaugummiwerbung.

Hier das Video, das dieses wundervolle Projekt ankündigt: Rufus Does Gum

Achtung, Comedy! Funny Or Die ist eine von Will Ferrell gegründete Comedy-Website und besagtes Projekt natürlich ein Scherz. Aber eines offenbart das Video: Rufus hat einen wundervollen Sinn für Humor. Nicht nur, dass er das Video gemacht hat, zeigt das, sondern auch das Wie. Er ist auf so charmante Art witzig.

10. Juni 2012

Perfect Man

Perfect Man ist ein Song, den Rufus Wainwright ursprünglich für Neil Tennant von den Pet Shop Boys geschrieben hat. Dieser fand aber, der Song habe zu viele Akkorde. Die Melodie ist sehr raffiniert, bleibt jedoch hartnäckig hängen. Der Song wird von einem ziemlich flotten Rhythmus vorangetrieben. Während des Refrains kann man im Hintergrund deutlich die Stimme von Rufus' Schwester Martha vernehmen.

Der Songtext enthält Anspielungen auf verschiedene (weibliche) literarische und historische Figuren, die Wainwright offenbar als Unterstützung heraufbeschwört auf der Suche nach dem perfekten Mann. Er versucht sogar, alle Rosen gleichzeitig blühen zu lassen, um ihn zu betören.

Auch denkt er an einer Stelle des Liedes mal darüber nach, "deutsch und gemein" zu sein. Nach dem Berliner Konzert hat er versichert, dass das nur ein Scherz ist. Ach, jemandem, der bald einen Deutschen heiratet, kann man das wohl glauben.

http://www.youtube.com/watch?v=h1K8SrhGovQ
Perfect Man - Out of the Game

29. Mai 2012

Jericho

Jericho wird am 2. Juli als zweite Single von Out of the Game veröffentlicht. In dem - laut Wainwright - sehr privaten Song geht es um eine anonyme Person, die an ihren mittelalterlichen, biblischen Vorstellungen festhält. Wainwright hofft vergeblich, dass sie sich ändert; scheitert bei dem Versuch, die Mauer, die sie umgibt, einzureißen. Und das, obwohl er ihr mit den Worten Mut macht, die Offenherzigen hätten nichts zu befürchten.

Passend zum Thema dürfen in dem fein orchestrierten Song natürlich ein paar Trompetentöne nicht fehlen. Die Melodie ist ziemlich eingängig, aber dennoch typisch Rufus. Irgendwie schafft er es immer, eine Melodie, auch wenn sie nicht gar so komplex ist, eigensinnig klingen zu lassen. Sein großes musikalisches Vokabular spielt wohl auch eine Rolle darin. Produzent Mark Ronson soll es jedenfalls genossen haben, nicht zum wiederholten Mal dieselben Akkordfolgen interessant klingen lassen zu müssen.

Black Cab Sessions - Rufus Wainwright

5. Mai 2012

Zitat 2

"When it comes to sitting down and composing," he reflects, "there is no hesitation, no concern, no critics breathing fire down my neck. For me writing a song is the purest part of all. No one can mess with that."
(Wenn es darum geht, sich hinzusetzen und zu komponieren, gibt es kein Zögern, keine Sorge, keine Kritiker, die mir im Nacken sitzen. Für mich ist das Schreiben eines Songs der reinste Teil von allem. Niemand kann sich da einmischen.)

Dieses Zitat aus einem kürzlichen Interview mit der englischen Zeitung The Independent zeigt, was Rufus Wainwright so großartig macht. Es passt auch zu der Antwort, die er einmal auf die Frage nach seiner Zielgruppe gegeben haben soll: Alle, die noch nicht tot sind.

Dieser Künstler schreibt nicht für ein bestimmtes Publikum, nicht mit kommerziellem Erfolg im Hinterkopf. Was er schreibt stammt unverfälscht aus seiner tiefsten Seele und es muss musikalisch und emotional funktionieren, nicht kommerziell. Diese Reinheit - verbunden mit seiner Vielseitigkeit - bezahlt er damit, dass er schlecht zu kategorisieren ist. Man kann ihn nicht in eine Schublade pressen. Und Kommerz liebt leider Schubladen. Aber Kunst ist am besten, wenn sie sich nicht vom Kommerz einschränken lässt.

29. April 2012

25.04.2012, Universität der Künste Konzertsaal, Berlin

Als die Band schließlich um 21h auf die Bühne kam, war diese nur von ein paar Windlichtern beleuchtet. Kurz darauf wurde der beinahe dunkle Raum von einer atemberaubenden Stimme durchdrungen. Rufus startete das Konzert mit Candles, einer Art Abschiedssong an seine Mutter.

Danach ging es gut gelaunt - und natürlich weniger spärlich beleuchtet - mit den neuen Songs weiter. Dazwischengestreut gab es auch alte Songs, wie zum Beispiel The One You Love, das er dem kürzlich verstorbenen Levon Helm widmete, der auf der Studioaufnahme des Songs zu hören ist. Neben allen zwölf Songs des neuen Albums wurden acht alte Songs gespielt. One Man Guy, ursprünglich ein Song seines Vaters und von Rufus auf dem Poses-Album gecovert, teilte sich Rufus mit Teddy Thompson und Backgroundsängerin Charysse.

Rufus sprühte vor Charme und Witz. Er übte sich in der Aussprache des Wortes "Eichhörnchen" und des Namens seines deutschen Verlobten, Jörn Weisbrodt. Beides amüsierte das Publikum prächtig. Er sinnierte auch darüber, vielleicht einmal ein Album mit seinen "Possible Greatest Hits" herauszugeben. Überhaupt hat dieser Mann ein Charisma, das einem warm ums Herz werden lässt.

Zischendurch gab Rufus das Rampenlicht an Teddy und Krystle Warren, die zweite Backgroundsängerin, ab. Sie sangen jeweils einen Song von Rufus Mutter Kate. Später spielte Rufus auch noch einen Song seiner Mutter am Klavier.

14th Street endete damit, dass zuerst Rufus die Bühne verließ und dann ein Bandmitglied nach dem anderen. Erfreulicherweise ließ man sich nicht lange bitten, für die Zugaben zurückzukommen. Schließlich verbeugte sich die Band und verließ abermals die Bühne. Rufus winkte dem Publikum zu und verschickte mit der Hand Küsse. Doch das war dann doch noch nicht alles. Unter tosendem Applaus kam Rufus alleine nochmal zurück, setzte sich ans Klavier und spielte Poses. Das traumhafte Ende eines wundervollen Abends - um 23h.

9. April 2012

Sonnet 20

Zum ersten Mal vertonte Rufus Wainwright ein Sonett von William Shakespeare für ein 2002 erschienenes Album namens When Love Speaks, auf dem hauptsächlich gesprochene, aber auch gesungene Shakespeare-Sonette zu hören sind.

Ob dieses Werk dazu beitrug, dass er 2009 vom Berliner Ensemble beauftragt wurde, für ein Theaterstück des bekannten Regisseurs Robert Wilson die Musik zu schreiben, scheint nicht überliefert zu sein. Das damals vertonte Sonett 29 gehört jedenfalls zu den 25 Shakespeare-Sonetten, die Wilson in seinem Theaterstück verwendete und für deren Vertonung Wainwright verantwortlich zeichnet.

Wainwright war damals gerade dabei, seine Oper auf die Bühne zu bringen, die im selben Jahr in Manchester uraufgeführt wurde, und sah das Engagement am Berliner Ensemble als willkommene Gelegenheit, vorher noch Erfahrung mit einem anderen Bühnenstück zu sammeln.

Sonnet 20 (A Woman's Face) ist ein weiteres der 25 von insgesamt 154 Shakespeare-Sonetten, die ihren Einzug in Wilsons Stück fanden. Und es ist eines von drei dieser Sonette, die Wainwright später für sein Album All Days Are Nights aufnahm. Wie alle Songs auf dem Album, weist auch Sonnet 20 reine Klavierbegleitung auf. Die liebliche Melodie und die minimalistische Klavierbegleitung dienen exzellent dem Zweck, den Worten Shakespeares Flügel zu verleihen.

Sonnet 20 (englisch)
Sonett 20 (deutsche Übersetzung)

25. März 2012

Nobody's Off The Hook

Teddy Thompson ist der Sohn von Richard Thompson und Linda Thompson und ebenfalls Musiker. Ihm ist "Nobody's Off The Hook" gewidmet.

Teddy und Rufus kannten sich bereits als Teenager von Auftritten mit ihren jeweiligen Familien auf Folkfestivals. Später machten sie zusammen Amerikas Großstädte unsicher, nachdem Rufus seinen Plattenvertrag in der Tasche hatte und zuerst nach New York ging und dann nach Los Angeles, um sein erstes Album aufzunehmen. Teddy hatte damals gerade angefangen, Songs zu schreiben. Er spielte auch einige Zeit als Gitarrist in Rufus' Band. Und auf der kommenden Rufus Wainwright Tour wird er wieder dabei sein.

"Nobody's Off The Hook" ist Kammermusik ala Wainwright. Es beantwortet definitiv die Frage, warum seine Musik auch als chamber pop bezeichnet wird. Der Song weist eine traumhafte Klavier- und Streicherbegleitung auf. Die Melodie steht dem in nichts nach. Man fühlt sich eher an ein klassisches Lied erinnert, als an einen Popsong.

Das folgende Youtube-Video zeigt eine seltene Live-Version mit Streichern.

18. März 2012

The Art Teacher

"The Art Teacher" ist ein bemerkenswerter Song. Während die meisten von Rufus Wainwright's Songs autobiographisch sind, ist dieser aus Sicht einer dritten Person geschrieben. Er entstand, nachdem Wainwright einen Kunstlehrer traf, der ihm von seinen für ihn schwärmenden Schülerinnen erzählte.

Wainwright machte daraus die Geschichte einer unglücklich verheirateten Frau, die an ihre Schulzeit zurückdenkt, an ihre Schwärmerei für ihren Kunstlehrer. Er fragte die Schüler beim Museumsbesuch, welches ihr liebstes Kunstwerk sei, und sie konnte ihm nicht sagen, dass er es war. Der Lehrer erklärte, er mag Turner. Sie hat heute - als Ehefrau eines Geschäftsmannes - eines dessen Gemälde an der Wand hängen - ein kleiner, sarkastischer Brückenschlag in die Vergangenheit.

Die Albumversion von "The Art Teacher" ist größtenteils ein Livemitschnitt. Klavier und Gesang wurden bei einem Konzert aufgenommen. Im Studio wurden später nur noch Horn-Sequenzen dazugemischt.

Dies ist einer der Wainwright-Songs, die einem klassischen Schubert-Lied nahe kommen. Die Melodie hat so gar nichts von einem Popsong. Die Klavierbegleitung ist wohl von Philip Glass inspiriert. Sie klingt anfangs möglicherweise monoton, aber nach wiederholtem Hören merkt man, wie sie sich immer wieder verändert. Heraus kommt ein epischer, bittersüßer Song.

Dies ist ein Song, in den man sich wirklich hineinhören muss, aber es lohnt sich. Es ist, als würde man als jemand, dessen Ohren an gute Pop- und Rockmusik gewöhnt sind, auf eine neue musikalische Ebene mitgenommen.

9. März 2012

Neue Single

Die erste Single von Rufus Wainwrights neuem Album, Out of the Game, ist seit heute bei iTunes erhältlich. Empfehlung: Kaufen und großartiges Songwriting gepaart mit entspanntem 70s-Feeling genießen.

4. März 2012

April Fools

April Fools stammt von Rufus Wainwrights Debütalbum. Dies ist einer der poppigsten Songs, die er je herausgebracht hat, und einer der flotteren. Aber auch dieser Popsong lässt nicht die typischen Wainwright-Finessen missen. Da wären zum Beispiel eine ausgeklügelte Bridge nach dem zweiten Refrain und ein fesselndes Keyboard-Solo. Seine Schwester Martha ist als Backgroundsängerin zu hören. Und am Schlagzeug sitzt ein gewisser Jim Keltner, der mit vielen berühmten Musikern gearbeitet hat.

Der Song drückt sehr deutlich aus, dass es damals mit Wainwrights Glaube an die Liebe nicht weit her war. Im Songtext hält die Liebe gerade mal vom Valentinstag bis zum ersten April.

Auch wenn es keine offizielle Single war, gab es zu diesem Song ein Video. Gedreht wurde unter anderem in Gwen Stefanis Haus - die Regisseurin des Videos ist mit ihr befreundet. Sie hat auch einen kurzen Auftritt in dem Video. Darin ist Wainwright mit verschiedenen Opernheldinnen zu sehen, die er vergeblich vom Selbstmord abzuhalten versucht. Die Story des Videos erinnert an einen anderen Song des Albums - Damned Ladies.

Im folgenden Youtube-Video wird er von seiner Halbschwester Lucy begleitet.

17. Februar 2012

Montauk

Montauk ist ein Song vom neuen Rufus Wainwright Album, Out of the Game. Das Lied ist seiner kleinen Tochter, Viva Katherine Wainwright Cohen, geboren am 02.02.2011, gewidmet. Beim Radiosender KCRW ist es heute Song des Tages und kann auf deren Website angehört werden.

Montauk handelt davon, wie Viva nach Montauk kommt und ihren Vater (Rufus) und ihren "anderen Vater" (sein Lebensgefährte Jörn Weisbrodt) besucht und hoffentlich ein Weilchen bleiben möchte. Viva lebt bei ihrer Mutter Lorca Cohen, Tochter von Leonard Cohen. Lorca ist eine alte Freundin von Rufus. Rufus versucht, so aktiv wie möglich am Leben seiner Tochter teilzuhaben.

Am Schluss taucht auch Rufus' verstorbene Mutter Kate in dem Song auf. Sie wird beschrieben als "eine Frau, nun ein Schatten", die im Meer auf ihre Liebsten wartet.

Der Song ist sehr verspielt und zauberhaft. Und im Hintergrund hört man das Meer rauschen.

3. Februar 2012

Foto

Es gibt brandneue Pressefotos von Rufus. Dieses hier ist einfach traumhaft.

photo by Tina Tyrell

29. Januar 2012

Beauty Mark

Diesen Song hat Wainwright als Teenager für seine Mutter geschrieben - meines Wissens so mit 16. In diesem flotten, kleinen Klaviersong - er ist kaum länger als zwei Minuten - vergleicht er sich mit seiner Mutter, zählt Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf. Und kommt schließlich zu dem Schluss, dass seine Mutter ihn liebt, auch wenn er nicht so männlich sein mag.

Vielleicht aber sind das auch die Worte eines Jungen, der sich selbst versichern möchte, dass seine Mutter ihn liebt. Es ist kein Geheimnis, dass Rufus Wainwright und seine Mutter einander sehr nahe standen. Doch als er 18 Jahre alt war soll er seine Mutter mit seinen Bedenken konfrontiert haben, sie würde ihn nicht lieben, weil er schwul ist. Eine frühere Bemerkung ihrerseits muss zu diesen Bedenken geführt haben. Sie hat seine Bedenken weggewischt.

Beauty Mark erschien schließlich auf seinem Debutalbum.

24. Januar 2012

Neues Album II

Amazon führt das neue Rufus Wainwright Album bereits als vorbestellbar. Als Erscheinungstermin ist der 8. Mai angegeben. Das Albumcover scheint noch nicht bekannt zu sein. Das hübsche Bild ist sicherlich nur ein Platzhalter. Am Preis, derzeit 18,99 €, kann sich natürlich auch noch was ändern.

Nachtrag: Out of the Game erscheint bereits am 20. April. Es gibt eine Standardversion für derzeit 17,99 € und eine Deluxeversion mit DVD für derzeit 19,99 €.

15. Januar 2012

Martha

"Martha" ist textlich aufgebaut wie eine Mailbox-Nachricht von Rufus Wainwright an seine Schwester. Es stammt von seinem letzten Studioalbum "All Days Are Nights", das entstand, während ihre Mutter, Kate McGarrigle, totkrank war. Sie starb schließlich im Januar 2010. In dem Lied geht es darum, alte Ressentiments hinter sich zu lassen und gemeinsam Verantwortung zu übernehmen.


Wie das gesamte Album, weist auch "Martha" lediglich Klavierbegleitung auf. Strukturiert ist es eher wie ein klassisches Schubertlied, nicht wie ein Popsong. Anfangs mag es einem unmelodisch vorkommen, doch dies ist eine andere Art von Melodie. Trotz - oder vielleicht gerade wegen - der spärlichen Instrumentierung weist dieser Song eine unglaubliche Intensität auf. Und es beschleicht einen der Eindruck, dass hier die Pausen zwischen den Tönen genauso wichtig sind, wie die Töne selbst.


http://www.youtube.com/watch?v=gyJAV79IcoE

11. Januar 2012

Zitat 1

"Everything I do, I feel is genius. Whether it is or it isn't." - Rufus Wainwright
(Ich habe das Gefühl, dass alles, was ich tue, genial ist. Ob es das ist oder nicht.)

Der erste Satz alleine wäre pure Arroganz. Der zweite Satz macht dieses Zitat zu einem Juwel.

Das sind die Worte eines Menschen, der weiß, was er kann, aber auch zu einer gesunden Selbstkritik fähig ist. Er ist begeisterungsfähig, wenn er von etwas überzeugt ist, steckt andere mit seiner Begeisterung an und eine Menge Energie in sein Projekt. Ist das Werk vollbracht, kann er es dennoch kritisch betrachten und eventuelle Unzulänglichkeiten eingestehen. Es sind solche Leute, die auf dieser Welt etwas zustande bringen, nicht die Zauderer. Und wenn es nur darum geht, die Menschen aus ihrem Alltag zu holen und mit Musik zu verzaubern.